Dante skizzierte im 14. Jahrhundert seine Vision, in drei verschiedene Welten der Erde zu reisen: Hölle, Läuterungsberg (Fegefeuer) und das Paradies. Diese Vorstellung widerspiegelt gleichzeitig verschiedene Stadien des Lebens: Krise, einen Ausgang suchend und die Vereinigung mit dem selbst. So sieht sich Dante selbst und seine Aufgabe als Schreiber.
«Ich habe Dir vorgelegt, nun musst du speisen,
Denn ich muss meine ganze Sorge wenden
Auf jenen Stoff, zu dem ich Schreiber gemacht wurde.“ (Par.X, 25-27)
Die Dichtkunst ist ein Werkzeug, ein Gefäss (im Sinne von Jung), ein Weg, mit dem jeder Mensch versucht, seine Probleme zu lösen und zu transformieren. In diesem Prozess bekommt der Mensch Ahnung und Erkenntnisse, wer er ist, was er tut und wie er wird, also eine Individualisierung. Dadurch wird ein Individuum gestärkt, im ganz gewöhnlichen Leben Gegensätze zu vereinen und mit All zu harmonisieren.
Dieses Gefäss und dieser Weg scheinen in heutiger verwirrender Zeit noch dringender denn je. Die Radikalisierung des Eigenen und Verteufelung des Anderen haben dieselbe Wurzel, wir könnten es als Identitätskriese nennen und den Verlust vom Individuum deuten.
Auch Tee wird als ein Weg bezeichnet. Dieser Teeweg wird für viele Menschen aus verschiedenen Sprachräumen und über Kulturgrenze hinaus als Möglichkeit gesehen, einen blühenden Garten aus einem so genannten gestressten Alltag – einer vertrockneten Wüste vergleichbar, aufbauen zu können.
Was geschieht auf diesem Teeweg?
Wenn Dante über die Zeitkanal überschreiten würde und ins heutige Zürich käme, wie würde er sich wohl bei einer Tasse Tee sehen oder fühlen? Was würde er wohl zu dichten beginnen?
»Wenn Dante zum Tee?«
Diskussion und Austausch unter der Leitung von Brigitte Egger und Menglin Chou
Datum
Sonntag, 20.12. 2015, 16 Uhr
Eintritt frei. Anmeldung jedoch erwünscht an info@shuitang.ch.